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Auf der falschen Spur: Die epidemiologische Forschung zu Erwerbsminderungsrenten infolge psychischer Erkrankungen

Manfred Zielke1, Matthias Stapel2
1 Baltic Bay Clinical Consulting, Mönkeberg
2 Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer

(erschienen in: Zielke M., Wittmann W.W. (Hrsg.), Auf der falschen Spur: Die epidemiologische Forschung zu Erwerbsminderungsrenten infolge psychischer Erkrankungen. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 2016, Heft 97, S. 57 - 74)

Kurzfassung

Hintergrund: In den letzten Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Erwerbsminderungsrenten infolge psychischer Erkrankungen zu verzeichnen. Die Ursachen für diese Entwicklung sind weitgehend unbekannt und somit öffnet sich ein weites Feld für Spekulationen aus der Perspektive der jeweiligen „Stakeholder“, ohne dass es dafür irgendwelche belastbaren Nachweise gäbe.

Material und Methoden: Es wird untersucht, ob Aspekte der demographischen Entwicklung in Deutschland für diese Anstiege verantwortlich sein können.
Bei einem mittleren Zugangsalter für Erwerbsminderungsrenten bei psychischen Erkrankungen von
knapp 50 Jahren geraten gleichsam als verzögerte Folgen der geburtenstarken Jahrgänge ab 1955 immer mehr Erwerbstätige in ein kritisches Zeitfenster für Erwerbsminderungsrenten bei psychischen Erkrankungen (48 bis 54 Jahre).

Ergebnisse: Mittels einer Zusammenhangsanalyse zur Identifizierung von Trends (Alerting Correlation) konnte aufgezeigt werden, dass es einen hohen kausalen Zusammenhang gibt zwischen der aktuellen Zunahme aktiv RV-Versicherter und der Zunahme von Erwerbsminderungsrenten infolge von Depressionen (R= 0,968). Die jährliche Steigerungsrate der Frühberentungen bei psychischen Erkrankungen ist nahezu ausschließlich der demographischen Entwicklung geschuldet.
Die wirklich geburtenstarken Jahrgänge kommen erst noch!
Eine wissenschaftlich begründete epidemiologische Forschung zu Frühberentungen darf sich nicht in einer Augenscheinplausibilität erschöpfen.

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Abstract: Auf der falschen Spur